eSport in Deutschland – Sechs Fragen zum Gaming-Phänomen

Auch wenn man es vermuten mag, eSport konzentriert sich nicht nur auf das Sportgenre wie z.B. Fifa, NBA Live oder Madden NFL. Beim eSport messen sich die Spieler im sportlichen Wettkampf Genre-übergreifend mit Computer- und Videospielen. Zu den beliebtesten gehören hierbei Counter Strike, League of Legends, Overwatch und Fortnite.

Wir wollen die eSport-Szene in Deutschland näher betrachten und stellen daher drei Fragen an Hans Jagnow, den frisch in seinem Amt bestätigten Präsidenten des ESBD und Christoph Kohlhaas, Product Manager Germany für ESL Gaming.


3 Fragen an Hans Jagnow, Präsident des eSport Bundes Deutschland (ESBD)

Wie siehst Du die Bedeutung von eSport in Deutschland?

eSport ist in Deutschland in den vergangenen Jahren rasant gewachsen, wobei seine Tradition schon in den späten 90ern beginnt. Bedenkt man, dass sich allein die Anzahl der eSport-Vereine hierzulande von knapp 100 im Jahr 2018 auf über 220 Stand heute mehr als verdoppelt hat, wird die Bedeutung des Wachstums klar: der eSport verwurzelt sich stark in Deutschland.

eSport ist in seiner gesellschaftlichen Dimension weitaus mehr als kompetitives Spielen. Drei bis vier Millionen Menschen sind im eSport aktiv. Wir reden hier von Leidenschaft, Engagement und Herzblut, die unsere Spielerinnen und Spieler miteinander verbindet.

Was ist die Zielsetzung des ESBD für 2020?

Wir haben uns einiges vorgenommen für das neue Jahr: Spielervertretung, Regionalverbände und die Gründung eines europäischen Dachverbandes.

Die Spielervertretung ist für einzelne Spielerinnen und Spieler gedacht, die in Online-Communities auf digitalen Plattformen unterwegs sind. Das liegt gewissermaßen ja in der Natur des eSport. Wir nehmen das auf, werden selbst zur Plattform, schaffen Mitwirkungsmöglichkeiten und vielleicht setzen wir damit ja auch einen neuen Standard für sportdemokratische Strukturen im Zeitalter der Digitalisierung.

Mit den Regionalverbänden schaffen wir Anlaufstellen für die Vereine vor Ort. eSport ist eben ein flächendeckendes Phänomen und findet überall in Deutschland statt. Da wollen wir kurze Wege bieten. Da eSport gleichzeitig aber auch vom Kern her hochinternational ist, sind wir schon seit Längerem mit Verbänden aus Nachbarländern im Gespräch, um einen europäischen Dachverband ins Leben zu rufen. Ein breiter Schulterschluss auf internationalem Parkett ist wichtig, um auch dort für gute Rahmenbedingungen sorgen zu können.

Wie ist deine persönliche Beziehung zu eSport?

eSport begleitet mich schon seit meiner Jugend. Ich habe 1998 mit dem Strategiespiel StarCraft angefangen, den Reiz und die Leidenschaft zu entdecken. Schon damals habe ich mit vielen internationalen Spielern Freundschaften über den Wettbewerb aufgebaut. Profi-Spieler bin ich nie geworden, da hatte mein Leben einfach einen anderen Weg vorgesehen – aber ich habe mich immer für die Organisation von Strukturen begeistern können. 2016 habe ich mit vielen anderen den 1. Berliner eSport-Club e.V. mitgegründet, ein Hauptstadtverein nur für eSport. Und dann kam der ESBD.


3 Fragen an Christoph Kohlhaas, Product Manager Germany der Electronic Sport League (ESL)

Was sind aktuell die größten Baustellen für Esport in Deutschland?

Momentan machen sich in Deutschland im Esport sowohl die Spieler als auch die Esport-Organisationen auf den Weg, sich weiter zu professionalisieren. Es eröffnen sich hier vielseitige Karrierewege, da sich sich immer mehr Organisationen im Esport gründen und professionalisieren.

Nun gilt es, diese Strukturen weiter aufzubauen und als Teil eines immer größer werdenden Marktes zu etablieren. Ein weiterer Bereich ist die Monetarisierung: Ebenso wie im traditionellen Sport müssen sich auch im Esport die Ligen und Turniere finanzieren. Traditionell geschieht das in Form von Sponsoring.

Internationale Turniere sehen hier bereits große Fortschritte (zB die Intel® Extreme Masters der ESL), auf nationaler Ebene gibt es im Vergleich noch weiteren Nachholbedarf; ist aber auch mit dedizierten Partnern wie Wüstenrot bei großen nationalen Turnieren wie der ESL Meisterschaft bereits etabliert. Parallel dazu entwickelt sich auch der Amateurbereich stetig weiter. Möglichkeiten zur Professionalisierung bieten z.B. Grassroot- Plattformen wie ESL PLay. Ziel ist es, dass Esport als Breitensport auch in der Mitte der Gesellschaft ankommt und akzeptiert wird.

Wie seht ihr aktuell die Szene in NRW?

Erfreulicherweise beobachten wir ein kontinuierliches Fortschreiten einiger lokaler Amateur-Esport-Vereine. Zudem ist die ESL One Cologne, die jeden Sommer ausgetragen wird, ein Flagship-Turnier der nationalen und internationalen Esport Szene.

Wie viel Arbeit steckt in der Planung der ESL One in Köln?

Hinter solchen Mega-Produktionen stehen mehr als 100 ESL Mitarbeiter, die alle ihre Aufgaben haben. Von der Vertragsunterzeichnung mit der Arena bis hin zum konkreten Event sind es Monate, bei welcher Produktion und Durchführung genau geplant sein müssen. Nicht nur onsite, sondern auch im Broadcast. Alle Teams müssen untereinander abgestimmt sein: Von der Frage wann welche Helfer zum Aufbau kommen, über die Buchung der Externen (z.B. Talents) bis hin zur konkreten Produktion und dem Livestream.

(games.nrw)