Diversity bedeutet alle auf ­eine Party einzuladen

Videospiele leben von Vielfalt. Da ist es nur logisch, dass diese Vielfalt bereits bei den Unternehmen selbst beginnt. In diesem Zusammenhang hört man oft von Diversität oder Diversity. Doch was bedeutet das eigentlich? Warum ist Diversity wichtig und wie können die Branche und ihre Produkte davon profitieren?

Hierüber haben wir mit Sabrina Auer, CSR Specialist und Inclusion Ambassador bei Ubisoft Düsseldorf, gesprochen.


Diversity ist oft schwierig zu definieren und man versucht den Begriff mit anderen Worten greifbar zu machen. Oft werden Begriffe wie Gleichberechtigung, Multi-Kulti und Toleranz assoziiert. Darum sei doch bitte einmal so und lass uns ganz von vorne anfangen: Was bedeutet Diversity?

Diversity bedeutet, ganz simpel ausgedrückt, dass wir alle unterschiedlich sind. Viele Leute assoziieren „Diversity“ sofort mit Multikulturalität, doch der kulturelle Hintergrund einer Person ist nur ein Teil, der hier bedeutsam ist. Jeder Mensch ist divers, so gesellschaftlich privilegiert oder benachteiligt er auch erscheint. Auch in einer Gruppe von „typisch weißen Männern“ – um ganz wertfrei ein typisches Klischee zu nennen – gibt es unglaublich vielfältige und diverse Hintergründe(!). Jedes Individuum kommt woanders her, hat eigene Interessen, Weltanschauungen, religiöse Ansichten, Begabungen, familiäre Hintergründe usw. – all das ist Diversity.

Natürlich sind Begriffe wie Toleranz und Gleichberechtigung unglaublich wichtig, wenn es um Diversität und Inklusion geht. Dies aber nicht nur in Bezug auf Gruppierungen, die als gesellschaftlich benachteiligt erachtet wird, sondern auch denen gegenüber, die man als bevorzugt sieht. Tut man dies nicht, fährt man Gefahr umgekehrte Diskriminierung auszuüben. Schlussendlich geht es um Gleichstellung aller, egal wer und wie sie sind.

Warum ist Diversity heute so wichtig?

Diversität ist in unserer heutigen Welt-Gesellschaft von Grund auf gegeben. Was in solch einem Miteinander sehr wichtig ist, ist Offenheit und Inklusion. Dazu fällt mir eine gute Metapher ein: Diversity willkommen zu heißen, bedeutet alle auf eine Party einzuladen. Inklusion ist einen jeden auf dieser Party zum Tanzen aufzufordern.

Welchen Mehrwert bringt Diversity insbesondere für die Games-Branche?

Wir leben, wie schon erwähnt, in einer sehr diversen Gesellschaft, die von verschiedensten Ansichten, Religionen, persönlichen Hintergründen, Sexualitäten, Gender, Handicaps (sichtbar und unsichtbar), Altersklassen und Begabungen geprägt ist. Nur, wenn man als Videospielentwickler divers aufgestellt ist, kann man für diese riesengroße Zielgruppe interessante Inhalte kreieren. Denn „bunte“ Teams haben farbenfrohe Ideen und inspirieren einander aufgrund ihrer unterschiedlichsten Erfahrungen und Hintergründe.

Welche Probleme begegnen der als Diversity-Beauftrage an deinem Arbeitsalltag? Wie gehst Du mit Kritikern um?

Die Sorgen anderer oder Konflikte, denen ich in meinem Job begegne, sind oft sehr emotional und nicht selten von Ängsten behaftet. Man muss ihnen empathisch und sensibel begegnen und dabei möglichst objektiv bleiben. Allein das ist für mich immer wieder eine interessante Herausforderung. Es gibt dabei kein Rezept für Begegnungen mit kritischen Stimmen, das man ganz pauschal auf alle Fälle ummünzen kann. Ich kann nur sagen: Kommunikation ist unglaublich wichtig. Immer, wenn ich einer skeptischen Person begegne, suche ich das Gespräch und höre meinem Gegenüber zu, bevor ich meinen Standpunkt aufzeige. Durch solch einen Dialog, einen Austausch von Meinungen und Anschauungen, kann man schnell Verständnis schaffen.

Hast Du Tipps für Unternehmen die Ihre Unternehmenskultur diverser gestalten möchten? Was kann der Einzelne tun?

Das Wichtigste ist vor allem Aufmerksamkeit für Diversität und Inklusion zu schaffen und gut darüber aufzuklären. Dies in Verbindung mit einer dezidierten Person, die sich als Spezialist oder Spezialistin um den besagten Bereich kümmert und Kritiken, Fragen oder Anregungen hört, die aus der jeweiligen Firma kommen. Viele Leute verbinden „Diversity“ fälschlicherweise mit dem negativ behafteten Thema „Erzwungene Frauenquote“ – was nicht stimmt. Inklusion zielt nämlich auf viel mehr ab, als nur auf Geschlechterthemen in der Arbeitswelt (siehe die Punkte unter Frage 3). Es geht zuletzt nicht nur um Gleichberechtigung aller, sondern um das respektvolle Miteinander und auch das Vermeiden umgekehrter Diskriminierung.

Was kann man nun also aktiv dafür tun, dass Diversity im Unternehmen angesprochen wird und Anklang findet? Workshops, interne Events oder Vorträge sind ein guter Schritt, um Mitarbeitende dazu zu animieren Diversität zu erkennen und über Inklusion nachzudenken. Die Unternehmensführung direkt in diese Aktionen mit einzubinden ist das A&O, um ganz klar aufzuzeigen, dass das Thema wichtig ist und ernst genommen werden sollte.

(games.nrw)